Im April 2019 habe ich mir ein iPad mit Apple Pencil geholt. Zum einen, um viele Notizen und Literatur papierlos zu verwalten (für Studium und meine Arbeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin), zum anderen, um mein loses Hobby der digitalen Illustration besser ausleben zu können. Schnell wurde mir klar: Für beide Vorhaben ist das Gerät in meinen Augen klasse und meine Hoffnungen wurden vollends erfüllt. Dass es aber auch starken Einfluss auf mein privates Schreiben, in diesem Falle das Worldbuilding haben würde, konnte ich nicht vorhersehen. Glücklicher damit könnte aber wohl nicht sein. Daher möchte ich euch in diesem Post vorstellen, wie mein “Worldbuilding-Flow” enorm verbessert wurde durch das iPad und dazugehörige Software.
Zu Beginn ein Hinweis für alle Kritiker*innen von Apple oder generell Tablets: Mit diesem Post will ich nicht sagen, dass die nicht günstige Anschaffung von iPad und Pencil (+ Software) der ultimative Weg für jeden ist. Jede*r Autor*in arbeitet anders, hat andere Vorlieben (und ist unterschiedlich in der Lage und/oder bereit, da Geld auszugeben). Stattdessen möchte ich nur aufzeigen, inwieweit ich (völlig unverhofft) persönlich in Sachen Worldbuilding für Wie Federn so schwer (#federschwer) davon profitieren konnte, obwohl das Gerät nicht einmal von mir dafür gedacht war.
Software
Good Notes 5
Wo fange ich an? Ich liebe diese App. Notizen mit dem Pencil sind grandios, weil keine (für mich spürbare) Verzögerung beim Schreiben vorhanden ist. Und wo es mit dem Schreiben für die Arbeit schon so gut lief, begann ich auch früh zu gestalten. Auch wenn mich nach wie vor wurmt, dass ich nicht mit mehreren Ebenen als (altes) Photoshop-Kind arbeiten kann, fluppt es für mich nach wie vor. Toll finde ich: Ich kann mehrere Notizhefte mit individuellem Cover und “Papier” anlegen. Für allgemeine Notizen ist es dann für mich das dotted paper, wie man es von Bullet Journals kennt.
Für das Worldbuilding für #federschwer habe ich Charakterbögen in ein Notizheft importieren und ausfüllen können. Ich füge immer noch beliebig Seiten mit losen Notizen und Grafiken hinzu und kann die Seiten jederzeit umsortieren. Diese (gefühlte) Unendlichkeit bewirkt bei mir, dass meine Ideen nur so sprießen, weil ich das Gefühl habe, sie ohne Einschränkung auf meine halb analytische, halb gestalterische Weise festhalten zu können.
MindNode
Grundsätzlich bin ich Fan von Mind-Maps für Brainstormings für praktisch jeden Bereich meines Lebens. Und wenn ich brainstorme, wünsche ich mir einen intuitiven Umgang und ein jederzeit gut lesbares, präsentables Ergebnis, das ich auch in andere Apps importieren kann (z.B. in meine Notizhefte in GoodNotes). Mit dieser App habe ich genau das. Ich habe sie nur zwei Tage kostenlos getestet (eigentlich auch wieder zur Verwendung auf der Arbeit) und wusste dann: Muss ich haben! Man ist dabei übrigens absolut nicht auf einen Eingabestift angewiesen, sondern kann alle Eingaben bequem mit dem Händen/Fingern machen.
Notion
Diese App ist im Prinzip kostenpflichtig, aber zu einem guten Stück kostenlos. Bislang habe ich Notion nicht so sehr in Anspruch nehmen müssen, als dass ein Kauf notwendig gewesen wäre. Mit dieser Software behalte ich Überblick über meine ToDos in Sachen Worldbuilding, ähnlich wie bei mir zuvor in Trello. Nur in schöner und anpassungsfähiger in Bezug auf meine Bedürfnisse (z.B. Gestalten des Seitentypus, von Headern, Icons usw.). Wie auch bei MindNote 6 ist ein Pencil nicht notwendig.
Dass ich diese App hier aufführe, wo viele sie bereits kennen und bequem über PC/Mac nutzen: In der Auswahl zu surfen empfinde ich gerade mit einem Tablet als ideal. Ich komme mit einem Fingerwischen schneller und intuitiver durch die Galerie und zum Auswählen bestimmter Bilder. Gerade wo ich das Tablet sehr gut überall und dann besonders unterwegs nutzen kann, verwende ich Pinterest sehr gerne, um Inspiration oder Face Claims für meine Charaktere von #federschwer zu sammeln. Ehrlich: Klar könnte ich auch z.B. im Bus Notizen in Good Notes machen, aber wie auch in einem realen Notizheft, kann sich das je nach Fahrbahn schwierig gestalten. Also surfe ich unterwegs sehr viel lieber auf Pinterest und habe meine Zeit auf dem Weg zur und von der Arbeit effizienter in Bezug auf #federschwer genutzt.
Cardflow+
Diese App ist so neu, dass ich sie streng genommen noch nicht für mein Worldbuilding von #federschwer nutzen konnte (aus Zeitgründen). Allerdings ist das Strukturieren von Inhalten für die Arbeit bereits jetzt schon so enorm gut, dass ich voraussage, mir endlich die Karten zum Plotten sparen zu können. Die lassen sich nämlich im Gegensatz zu echten Karten jederzeit gut anzeigen UND leicht verschieben. Sogar Bilder einzufügen ist möglich und das “Verlinken” von Karten untereinander. Auch in Bezug auf Worldbuilding werde ich hier also Papier, Platz und Zeit sparen können.
Vor- und Nachteile
Vorteile habe ich jetzt schon viele durch die vorgestellten Apps aufgelistet. Dem möchte ich aber noch hinzufügen, dass ich durch das Tablet auch von überall arbeiten kann. Sofern ich mal Internet brauche, eröffne ich mit meinem Smartphone einen Hotspot, über den ich mit dem iPad auf das Internet zugreife.
In meiner derzeitigen Hardware-Aufstellung kann ich komfortabel handschriftlich arbeiten, viel Text ist damit aber nicht günstig. Hier würde sich dann eine iPad-Hülle mit integriertem Keyboard empfehlen, was ich persönlich aber nicht brauche, da ich am Feinschliff des Plots und einem Manuskript derzeit mit der Software Papyrus auf meinem PC arbeite, die (Leute, immer noch!) nicht für das iPad erhältlich ist.
Die Akkulaufzeit kann ich nicht als Nachteil auflisten, ganz im Gegenteil. Das iPad hält deutlich länger durch als mein Laptop. Wenn der Pencil keine Ladung mehr hat, schließe ich ihn an das iPad an und er ist in kürzester Zeit genug geladen, um einige Zeit mit ihm arbeiten zu können. Im Schnitt muss ich den Pencil auch nur 1x alle 2-3 Wochen laden (und dann auch nur etwas), das iPad (durch die hauptsächliche Benutzung auf der Arbeit mit rund 30h Mo-Fr) alle 2-3 Tage. Zum Vergleich: Meinen Laptop muss ich in 24h laden, wenn ich innerhalb dieses Zeitraums 3-4h damit gearbeitet habe.
Das digitale Notieren hat für mich den entscheidenden Vorteil, dass ich Ergebnisse beliebig sauber editieren und überallhin teilen kann (hier sind Cloud-Services wie Dropbox oder OneDrive etc. eben entscheidend). Als Gestalterin kommt mir sehr gelegen, dass ich, je nach App, die Möglichkeit habe, selbst nach Gusto zu gestalten. Weiterhin geht mir praktisch nie das “digitale Notizheft” aus (es sei denn, ich fülle den Speicherplatz, aber selbst bei nur 32GB ist mir das mit dem iPad auch nach einem halben Jahr täglicher Nutzung nicht passiert) und ich kann mehrere davon anlegen, sortieren und alle im Verbund einfach immer mitnehmen.
Jetzt habe ich diesen Abschnitt mit “Vor- und Nachteilen” betitelt und nur Gutes berichtet. Fail? Vielleicht auch nur der glückliche Umstand (oder überbordende Begeisterung auch nach 6 Monaten noch?), dass mir kein Nachteil einfällt. Ja, die Akkulaufzeit ist begrenzt, aber sie ist immer noch weitaus besser als bei meinem Laptop und Smartphone (s. o.). Vielleicht könnte man die Kosten hier als Nachteil ansetzen. Ich persönlich bin nicht in der Lage, selbst wenn willens, zig hundert Euro auf einen Schlag auszugeben für etwas, ohne das ich die letzten Jahre auch gut klar kam (ich habe iPad und Pencil September 2019 per Ratenzahlung abgezahlt). Allerdings ist mein kreativer stream of consciousness nun wirklich ein stream of consciousness geworden und ich bereue den Kauf auch nach einem halben Jahr in keinster Weise.
Kosten
Für alle, die Zahlen mögen (müssen/wollen), liste ich hier zum Abschluss noch die Kosten des Ganzen auf (nicht aufgelistete Software war kostenlos erhältlich). Das iPad und den Apple Pencil (evtl. auch Software) kann ich dabei sehr wahrscheinlich von meinen Steuern 2019 absetzen, da es für die Arbeit und das Studium angeschafft wurde.
- iPad (9.7 Inch Display Wi-Fi + Cellular 32GB, gold, Early 2018 Edition) // 315€
- Apple Pencil (1st Generation) // 99€
- Hülle iPad (mit Platz für den Stift) // 19,30€
- Good Notes 5 // 8,99€
- MindNode 6 // 16,99€
- Cardflow+ // 14,99€
Gesamtkosten belaufen sich aktuell also auf 474,27€. Falls sich jemand für einen oder mehrere Posten interessiert, kann ich nur empfehlen, Testversionen der Softwares erst einmal auszutesten um zu schauen, ob sich das Programm wirklich in den eigenen Workflow einzufügen vermag. Alternativ können auch ähnliche andere Programme infrage kommen, solange sie die eigene Arbeitsweise nicht stören. Das iPad und der Pencil kann man in der Regel in einem Apple Store (oder Lizenzgeschäfte wie Bense oder Gravis usw.) ausprobieren.
Insgesamt kann ich die Autor*innen-Arbeit mit Tablet/Stift für alle diejenigen empfehlen, die aufgrund eines straffen Tagesplans darauf angewiesen sind, auch mal unterwegs zu planen. Sicherlich kann man auch mit dem Tablet in Kombination mit einer Tastatur schreiben, allerdings sitze ich persönlich gerne länger für das Schreiben und wünsche mir dann eine gute Tastatur und bequeme Position (auch meinem Rücken geschuldet). Die Anschaffung von bspw. iPad und Pencil (wo beides meiner Meinung nach spürbar gut aufeinander abgestimmt ist) lohnt sich in meinen Augen insbesondere dann, wenn man die Geräte mit anderen Tätigkeiten, z.B. beruflicher Natur, verbinden kann. Aber auch so, quasi “nur” für das Schreiben, wenn man sich durch die digitale Arbeit beflügelt fühlt.
7 Kommentare
Hallöchen,
dein Beitrag ist wie ein Zeichen. Erst gestern habe ich auf Instagram ein Video gesehen, wie man mit iPad, Pencil und einer App toll gestalterisch tätig werden kann. Und jetzt zeigst du mir damit auch noch eine Methode des Plottens.
Ich weiß gerade nicht, ob ich dir dankbar bin oder nicht. Denn eigentlich habe ich absolut kein Geld für ein iPad 😀
Aber deinen Beitrag werde ich mir mal abspeichern, falls es doch dazu kommen sollte.
Liebste Grüße, Kate
Hallo Kate, ich denke, ich habe dann zufällig etwas befeuert, was du im Grunde schon ohnehin gut findest 😉 Und das mit dem Geld kann ich absolut nachvollziehen, ich hbe es auch nicht auf einen Schlag zahlen können. Die Alternative war dann für mich Ratenzahlung, damit ich das iPad gleich zu Beginn meines neuen Jobs einsetzen kann. Wenn es zeitlich nicht dringend ist, ist dann sicherlich Sparen die Alternative.
Mach dir auf jeden Fall nicht zuviel Druck, man kann ja auch ohne Tablet plotten. Es ist nur ein Luxus, seinen Flow potentiell zu verbessern.
Hallöchen,
da ich jetzt umziehe, werde ich auch erst mal warten, weil ich noch gar nicht so genau weiß, wie viel Geld ich monatlich übrig haben werde. Vielleicht mache ich es dann auch in Ratenzahlung. Da jetzt ein neues iPad erscheint, hoffe ich, dass das alte vielleicht etwas günstiger wird 🙂
Danke jedenfalls für deine Tipps!
Liebste Grüße, Kate
Habe mir auch nicht das neueste iPad und den neuesten Pencil geholt. Und gerne! Falls du damit dann mal arbeiten solltest, bin ich gespannt, wie es dir helfen kann!
Ich habe letzte Woche im Store endlich mal das iPad mit Pencil ausprobieren können und das ist schon sehr toll. Leider habe ich kaum Bedarf dafür und es wäre vermutlich nur Spielerei, dafür ist es dann leider zu teuer. (Aktuell jedenfalls.)
Cardflow kannte ich noch gar nicht und werde mir das auf jeden Fall mal anschauen – befürchte allerdings, dass das auf meiner alten iPad-Krücke vielleicht nicht laufen wird.
Klar, wenn man es nicht wirklich anwendet, finde ich das auch schon sehr teuer! Habe es auch nur wegen meiner vielen Notizen für die Arbeit geholt und parallel zum Zeichnen. Das mit dem Plotten war ein überraschender Zugewinn. Nur für das Schreibhobby hätte ich es auch nicht geholt, ehrlich gesagt…
Ich drücke die Daumen, dass Cardflow auf deinem iPad funktioniert (ich empfehle bei Gefallen und sofern es generell funktioniert übrigens Cardflow+) ♥