To-Do-Listen waren lange für mich die vermeintlich einzige Möglichkeit, mich zu organisieren. Es erschien mir auch wenig logisch, es nicht so zielorientiert zu tun. Irgendwann wurden diese Listen aber ein Graus, den sie wuchsen und ich kam nicht hinterher. Dadurch fühlte mich schlecht, gerade so, als hätte ich nichts geleistet. Subjektiv und objektiv gingen verschiedene Wege und ich blieb zurück in dem Eindruck von mir selbst, versagt zu haben. Mit Ta-Da-Listen (kein Tippfehler!) und einer abgewandelten Form der Pomodoro-Technik ändert sich das jedoch zum Positiven.
Wenn fokussiert, dann auf Negativität?!
Eine To-Do-Liste ist für mich eine zielorientierte, rationale Beschäftigung damit, was zu erledigen ist. Sie benennt, was zu tun ist und lange Zeit war es mir im positiven Sinne ein Sport, Punkte abhaken zu können. Wenn das beim Einkaufen so gut funktioniert, sollte es mir helfen, auch die Aufgaben in anderen Belangen erfolgreich zu erledigen. Gerade als Person, die immer wieder zu Prokrastination, also dem Aufschieben von Aufgaben, neigt, half mir das am Anfang auch. Bis sich eine innere Sperre in mir aufbaute. Das fing damit an, dass ich es immer häufiger nicht schaffte, die Liste an einem Tag abzuarbeiten und setzte sich darin fort, dass ich andere erledigte Punkte dazu schrieb, um zumindest irgendetwas abhaken zu können. Im Endeffekt blieb also alles ganz oben “liegen”, also nicht abgehakt. Irgendwann hörte ich auf, Dinge dazuzuschreiben. Es verblieben Punkte, die ich nicht abhakte und ich hörte auf, überhaupt To-Do-Listen anzulegen. Ich floh vor dem “Versagen”, dass diese Liste mir suggerierte. Eine Weile funktionierte ich auch ohne Liste, musste aber dann doch durch meine neue Arbeit dringend zu erledigende Dinge aufschreiben. Zum Einstieg versuchte ich das ohne, aber meine Angst, etwas zu vergessen, war größer, als die Angst, die Liste nicht zu schaffen. Im Endeffekt landete ich aber erneut bei dem Problem, dass diese Liste zu einem Graus für mich wurde.
Abhilfe verschaffte eine gewisse Zeit die sogenannte Pomodoro-Technik: Per App stellte ich einen Timer ein, z.B. auf 30 Minuten. Diese Zeit widmete ich dem fokussierten Erledigen von Aufgaben. Kein Smartphone, kein Internet. Dann 10 Minuten Pause, dann wieder fokussierte 30 Minuten. Als ich im Home Office arbeitete, wie viele Menschen dieses Jahr, funktionierte das auch wirklich gut. Ich konnte meine fokussierte Zeit tracken und sehen, dass ich trotz Home Office auf 8h Arbeitsleistung kam. Der Druck wuchs jedoch, die Befürchtung damit auch, nun immer diese Schiene fahren zu müssen. Der Unmut über mich selbst war da, dass ich das überhaupt benötigte. Die negative Gedankenspirale war also damit wieder in vollem Gange.
Nach Rom geht’s da lang. Oder da lang. Oder…
Wenn ich prokrastiniere, habe ich zwei Modi: Absolut nichts tun (also auf dem Sofa liegen, Serien bingen und wahllos essen) oder alle möglichen andere Dinge tun (Wäsche waschen, bügeln, aufräumen, putzen, Fotos machen für Social Media, posten auf Social Media usw.). Das gefühlte Outcome beider Modi: Ich habe versagt. Ich bin faul. Wann merken es andere, wann wird es mir zum Vorwurf gemacht? Dass ich die zu erledigenden Dinge geschafft habe wurden völlig von dem Fakt in den Schatten gestellt, dass ich sie last minute erledigte. In der Regel wurden sie sogar gut, aber last minute fühlte sich immer „falsch“ an.
Dagegen anzukämpfen und auch ein positiveres Bild von mir selbst zu bekommen, hat weder mit To-Do-Listen, noch mit der Pomodoro-Technik funktioniert. Zumindest beides nicht in zur Gänze. Die To-Do-Listen waren nur positiv, wenn ich etwas abhaken konnte und damit war ich schlimmstenfalls wenig spontan. Die Pomodoro-Technik nutzte mir in Sachen Tracking nicht mehr, als ich niemandem mehr Rechenschaft ablegen musste, als mir selbst gegenüber und schlimmstenfalls führte die Bedienung der App dazu, dass ich mit dem genutzten Gerät auf Social Media herumsurfte – aber die Methode funktionierte, um anzufangen (etwas, das final der größte Knackpunkt bei mir ist – bin ich nämlich einmal „drin“, vergesse ich Pomodoro und arbeite stundenlang vor mich hin). Im Endeffekt blieb also „Liste“ und „Anfangen“ (ohne Tracking). Und so kam ich zur „Ta-Da-Liste“ und einer Art von Eieruhr (der Würfel im Bild).
Ta-Da!
Den Ansatz der Ta-Da-Liste sah ich letztes Jahr irgendwo auf Social Media. Ich bildete mir ein, mich selbst wertschätzen zu können in dem, was ich so tagtäglich schaffte. Die Ta-Da-Liste auszuprobieren war das Eingeständnis an mich selbst, ein eher negatives Bild von mir zu haben, TROTZ aller erreichten Ziele und erledigten Dinge. Der Schritt war nicht einfach. Aber ich bin sehr, sehr froh, ihn getan zu haben.
Meine Ta-DaListe habe ich in einem kleinen Notizheft angelegt, eines, das ich schon lange beschreiben mochte. Unter dem Tagesdatum listete ich kurz und knapp auf, was ich geschafft habe. Eine Unterscheidung in Wichtigkeit treffe ich dabei nicht. Das heißt, „Wäsche waschen“ kann direkt unter „Rechnung Amazon bezahlt“ stehen. In seinen Auswirkungen bei Nichterledigung völlig unterschiedlich, aber die Ta-Da-Liste soll sich nur füllen – sie soll rückblickend nicht einzeln gewichten. Gewisse Dinge splitte ich auf, wenn ich weiß, dass ich dazu neige, manche Tätigkeiten nur unvollständig auszuführen. Bleiben wir bei dem Beispiel „Wäsche“ – während für einige ganz selbstverständlich dazugehört, Wäsche nicht nur zu waschen, sondern sofort aufzuhängen, bin ich manchmal bequem und/oder vergesslich und die Zeit, die zwischen beendetem Waschgang und dem Aufhängen vergeht, ist bzw. war (zu stressigen Zeiten mit peinlicher Regelmäßigkeit) beschämend groß. Dabei ist die Tätigkeit an sich, also das Aufhängen, gar nicht schwer, wie ich finde. Durch die Ta-Da-Liste hat sich das geändert und ich erledige Aufgaben mit Teilschritten nun wesentlich eher zur Gänze. Das Ziel, die Liste aufzustocken mit erledigten Dingen wollte ich zu sehr erreichen. Das gilt auch für Dinge wie „Brief an Amt verfasst“ – das Verfassen ist eine Sache, aber dazu gehört auch ausdrucken, kuvertieren und abschicken.
Diese Ta-Da-Liste könnte man sicherlich auch auf einzelne Zettel schreiben und wie To-Do-Listen dann wegwerfen, sobald abgehakt. Tatsächlich finde ich aber das Sammeln in einem Notizbuch viel erfüllender. Es gab Tage, da habe ich entweder tierisch wenig erledigt oder vergessen, etwas aufzuschreiben. Die Dokumentation der anderen Tage aber zu überfliegen gab mir das Gefühl, dass es einfach nicht immer so ist und dass ich Schwarz auf Weiß den Beweis dafür habe.
Eieruhr zum Anfangen
Die auf dem Foto gezeigte Uhr habe ich für rund 15€ auf Amazon erstanden und wollte damit verhindern, dass ich weiter per App arbeite und dann zwischendurch beim Einstellen im Internet herumsurfe. Sicherlich gibt es auch „normale“ Eieruhren, diese decken allerdings nur wenige Minuten ab. Andere Eieruhren wiederum, die man auf bis zu eine Stunde einstellen kann, waren mir zu klein in der zeitlichen Darstellung – ich wollte nur auf die Uhr sehen müssen, um zu erkennen, auf was ich eingestellt habe, ohne sie dafür extra in die Hand zu nehmen.
Die gewählte Uhr lässt sich einstellen auf 5, 15, 30 und 60 Minuten. Dreht man die gewünschte Zeit nach oben, beginnt sie auf einer digitalen Anzeige am Boden die Zeit zu zählen. Ein kleines Lämpchen signalisiert, dass sie läuft und sobald die Zeit abgelaufen ist, gibt sie ganz klassisch einen Piepton von sich. Wenn ich es schwer habe, in die Gänge zu kommen, wähle ich zum Einstieg 15 Minuten und zur Pause 5 Minuten. Das wiederhole ich, bis ich vergesse, sie vor Beschäftigung überhaupt wieder zu stellen. An wirklich krass guten Tagen nutze ich auch schon mal die 60-Minuten-Option, aber ich bin da ehrlich – das ist selten. Nichtsdestotrotz erfüllt sie wunderbar ihren Zweck – ich werde nicht durch Tablet/Smartphone abgelenkt mit anderen Funktionen und komme früher oder später in meine Arbeit rein. Wieviel ich final Zeit mit der Erledigung der Aufgaben verbracht habe, interessiert mich nicht und auch sonst niemanden.
Am Ende des Tages helfen mir Ta-Da-Liste und die (quasi) mechanische Uhr, Erledigungen anzufangen und mich für Erledigtes auch selbst mehr zu schätzen. Interessanterweise dokumentiere ich am liebsten am Wochenende, wo ich meine Zeit selbst einteilen kann, habe aber auch gelernt, mich unter der Woche auch ohne das Notieren selbst im Stillen zu loben für Dinge, die ich wieder geschafft habe. Insgesamt geht mir vieles leichter und schneller von der Hand, ich geißele mich selbst bei weitem nicht mehr so schlimm, wenn ich etwas nicht geschafft habe, weil ich anerkenne, DASS ich etwas erledigen konnte.
Ich hoffe, der kleine Einblick hat euch inspirieren können, eure eigenen Mechanismen in Bezug auf Zeitmanagement und Selbstwertschätzung zu überdenken. Vielleicht ist sogar eine dieser Techniken etwas, das euch helfen kann. So oder so – seid gut und besser zu euch! Dann könnt ihr nur gewinnen, selbst wenn nicht alles perfekt läuft – versprochen!